gedeihen: in Süd- und Mitteldeutschland wächst ausgezeichneter Wein, besonders im Rhein- und Moselgebiet (§ 11).
Überall ist in den Gauen unseres Vaterlandes für die Erhaltung genügender und schöner Waldreviere Sorge getragen. In der Ebene finden sich Laubwaldungen verschiedener Baumarten und mehr noch die Nadelwälder der Kiefer; die Abhänge der Gebirge bekleiden vorzugsweise Rot-, seltener Edeltannen.
Bei dem hohen Kulturzustand in Feld und Forst sind für größere Raubtiere (Wolf, Luchs) keine Schlupfwinkel mehr geblieben; kleineres Raubzeug wie Fuchs, Iltis, Marder, Wiesel etc. kommt dagegen noch überall vor, in dichten Gebirgswäldern bisweilen auch die Wildkatze. Jagdbares Wild sind in unseren Wäldern besonders Hirsch, Reh; Wildschwein und Hasen in Wald und Feld, ferner Rebhühner, Wildenten, Birk- und Auer-hähne und Schnepfen.
Viehzucht wird in Verbindung mit der Landwirtschaft überall mit bestem Erfolge betrieben. Weltbekannt sind die ostpreußischen Pferde, das starke Holsteiner- und Friesenrind und das kräftige, widerstandsfähige Gebirgs- und Alpenvieh. Der Lüneburger Heide (§ 17, 9) eigentümlich sind kleine, schwarzwollige Schafe, Heidschnucken genannt.
Unsere Gebirgsgegenden sind reich an mineralischen Schätzen, namentlich an Kohlen und an Eisen-, Blei- und Silbererzen, die in bergmännischem Betriebe gefördert und aus denen in zahlreichen Hüttenwerken die reinen Metalle geschieden Averden; dazu kommen Marmor-, Schiefer-, Granit-, Kalkstein- und Sandsteinbrüche; in der Ebene sind Steinsalzlager an verschiedenen Stellen erbohrt, und im preußischen Küstengebiet der Ostsee findet man teils vom Meer angespült, häufiger aber in Gruben im Lande den wertvollen Bernstein, ein erhärtetes Harz vorweltlicher Nadelbäume.
Die Bevölkerung des Landes ist germanischen Stammes, nur im östlichen Teile sitzen noch Reste von Slatven, die im sechsten Jahrhundert bis an und über die Elbe vorgedrungen waren, nämlich Wenden in der Lausitz (§ 17, 3c) und Kassuben in Westpreußen und Hinterpommern (§17, 2 u. 4); zum slawischen Stamme gehören ferner die Polen, welche noch zahlreich an der Ostgrenze in den Gebieten wohnen, die zum ehemaligen Königreich Polen gehörten.
Der überwiegende Teil der Bewohner Norddeutschlands gehört dem evangelischen, Süddeutschlands dem katholischen Religionsbekenntnis an.
Volkreiche, darunter stark befestigte Städte, in denen Industrie und Handel, Kunst und Wissenschaft eine Stätte haben, liegen vorzugsweise an den natürlichen Wasserstraßen der Flüsse
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In den ausgedehnten Waldungen Rußlands haust häufig noch der braune Bär und der mächtige Elch mit dem Pferdekopf und Schaufelgeweih; in ihnen nimmt während des Sommers der Wolf seinen Aufenthalt, während er zur Winterzeit in großen Rudeln, vom Hunger gepeinigt, hervorbricht, die Straßen und Dörfer belagert und außerordentlichen Schaden unter dem Viehstand anrichtet, auch häufig genug Menschen anfällt und zerreißt; im hohen Norden lebt das Renntier, wild und gezähmt, und sein Hauptfeind, der Vielfraß.
Die Bevölkerung des Landes gehört überwiegend dem slawischen Stamm an (etwa 80 Mill.), nämlich die Russen (Großrussen im nördlichen und mittleren, Kleinrussen im südlichen, Weißrussen im westlichen Teil) und die Polen im Weichselgebiet; den Slawen stehen die Letten und Litauer nahe, die im Gebiet des Niemen und der Düna wohnen; zum germanischen Stamme gehören die städtische Bevölkerung der Ostseeländer und die aus Schweden stammenden Bewohner Finnlands; Mongolen sind die Esthen, die eigentlichen Finnen, Lappen und Samojeden im hohen Norden, die Kirgisen, Kalmücken und Baschkiren im Süden. [Vergl. Diercke, Völkerkarte.]
Staatsreligion ist die griechisch-orthodoxe; die Polen sind meist römisch-katholisch, die Deutschen in den Ostseeprovinzen protestantisch, manche mongolische Stämme noch heidnisch.
Gegen Ende des Mittelalters vermochten sich die Großrussen unter Führung der Großfürsten von Moskau vom Joche der Mongolen-Chane, welche das Land im dreizehnten Jahrhundert erobert hatten, freizumachen und auch die Gebiete der unteren Wolga sich anzugliedern. Zar Peter der Große (seit 1721 „Kaiser“ von Rußland) aus dem Hause Romanow entriß den Schweden (1721, Frieden zu Nystädt) die Ostseeprovinzen Livland, Esthland und Ingermanland, erweiterte so den Staat bis zum Meer und stellte das Übergewicht Rußlands im Norden Europas her. Katharina Ii. zertrümmerte Polen im Westen und gewann durch glückliche Türkenkriege auch den Süden des heutigen Reiches, Finnland trat 1809 durch Personalunion hinzu. Rußland hat gegenwärtig noch keine Verfassung, ist also eine absolute Monarchie; an ihrer Spitze steht Kaiser Nikolaus Ii.
Haupt- und erste Residenzstadt ist St. Petersburg (1440000 Einw.), vom Zar Peter d. Gr. 1703 am Ausfluß der Newa auf neu erobertem Boden (Ingermanland) gegründet; nach der See hin wird sie durch die Festung Kronstadt im Finnischen Meerbusen gedeckt.
Das Reich zerfällt in achtundsechzig Gouvernements; der historischen Entwickelung und geographischen Lage nach unterscheiden wir:
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mündung sie den Namen Gironde annimmt. In den Atlantischen Ozean mündet der Hauptfluß Frankreichs, die Loire (1000 km lang), welche am Nordostende der Cevennen entspringt; ihre Nebenflüsse sind links der Allier, Cher und die Vienne. Zum Gebiet des Kanals gehört die Seine mit Aube, Marne und Oise rechts, der Yonne links (Marne, Aube und Seine, desgleichen auch die Maas entspringen am Hochland von Langres), ferner die Somme; zu Frankreich gehört endlich noch der Oberlauf der Schelde und Mosel.
Vorzüglich ausgebaut ist das Straßen- und Kanalnetz des Landes. Der Kanal du Midi in einer Einsenkung zwischen den Pyrenäen und Cevennen verbindet die Garonne mit dem Mittelmeer, der Kanal du Centre zwischen Charollais und Cöte d’Or die Loire mit der Saöne, der Kanal von Burgund zwischen der Cote d’Or und dem Hochland von Langres einen Nebenfluß der Yonne mit der Saöne, südlich der Argonnen führt der Rhein-Marne-Kanal vorüber, endlich führt der Rhone- Rhein-Kanal vom Doubs durch die Burgundische Pforte zwischen Jura und Wasgenwald zum Rhein.
Frankreich hat bei seiner ozeanischen Lage ein mildes, sehr angenehmes Klima, dem die verderblichen Frühjahrsfröste fehlen. Im nördlichen Teile wird vorzugsweise Ackerbau und Viehzucht, Obst- und Gemüsebau betrieben, im südlichen Teil und in den bergigen Geländen des Ostens in hervorragendem Maße Weinbau, in den Landschaften am Mittelmeer und das Rhonetal hinauf gedeiht die Olive und besonders der Maulbeerbaum, und infolgedessen blüht hier eine sehr bedeutende Seidenindustrie. Auch andere Industriezweige sind hoch entwickelt, und dementsprechend spielt der französische Handel eine bedeutsame Rolle im Weltverkehr.
Die Franzosen gehören als ein Mischvolk vorzugsweise aus keltischen und römischen Elementen dem romanischen Stamm an und sind fast durchweg katholisch; reine Kelten wohnen noch in der Bretagne; Basken, Nachkommen der keltischen Iberer, in den westlichen Pyrenäen; Vlämen, Deutsche und Italiener hauptsächlich in den betreffenden Grenzgebieten, die letzteren auch auf der Insel Korsika.
Frankreich war ursprünglich wie Großbritannien ein kel- § 43. tisches Land, kam durch J. Cäsar im Jahre 50 v. Chr. unter römische Herrschaft und wurde in den nächsten Jahrhunderten romanisiert; vom fünften Jahrhundert an wurde es durch deutsche Stämme erobert und kam zuletzt an die Franken. Unter Karl dem Großen (768 bis 814 n. Chr.) war es mit Deutschland (Ostfranken) und Italien zu einem gewaltigen Reiche vereinigt, aus welchem es aber im Teilungsvertrage von Verdun 843 als
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Extrahierte Personennamen: J._Cäsar Cäsar Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Atlantischen_Ozean Frankreichs Langres Frankreich Burgund Cote_d’Or Rhein-Marne-Kanal Rhone-_Rhein-Kanal Wasgenwald_zum_Rhein Frankreich Rhonetal Korsika Frankreich Deutschland Italien Verdun
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Mit dem Schar-Dagh hängen, wenn auch nur oberflächlich, im Inneren der Halbinsel Gebirgslandschaften zusammen, von denen aus das Rhodope-Gebirge (Despoto-Dagh) zum Agäi-schen Meere, der Hämus oder Balkan aber zum Schwarzen Meere sich hinzieht; dieser bildet so die Wasserscheide zwischen dem Gebiete der unteren Donau und dem des Ägäischen Meeres; in nordwestlicher Richtung sendet er einen Seitenzweig zur Donau vor, der in Gemeinschaft mit den gegenüberliegenden Ausläufern der Transsilvanischen Alpen die Enge bei Alt-Orsova, das Eiserne Tor, gestaltet.
Zwischen dem Bulgarischen Tafelland am Nordabhang des Balkans und den Transsilvanischen Alpen breitet sich das Walachische Tiefland aus, das im Nordosten mit den Südrussischen Steppen in Verbindung tritt. In dasselbe tritt die Donau durch das Eiserne Tor bei Alt-Orsova ein und durchströmt es in großem, dem Balkan genähertem Bogen. Durch die vorgelagerte Felsplatte der Dobriidsclia wird sie zum Ausbiegen nach Norden gezwungen, dann wendet sie sich wieder ostwärts und mündet schließlich mit drei Hauptarmen, von denen nur der mittlere, Sülina, für Seeschiffe fahrbar ist, ins Schwarze Meer, ein großes, schilfbewachsenes Delta bildend; auf diesem untersten Teil ihres Laufes nimmt sie von den Karpaten her die Aluta, den tiereth und Pruth auf.
[Gib nunmehr vollständig das Flußsystem der Donau an! (§11, 32).]
Ein kleineres Tiefland, das Thrazische Kesselland, liegt im Süden des Balkans und wird von der Maritza durchströmt, die sich in das Agäische Meer ergießt; ein anderes Tiefland von noch geringerer Ausdehnung breitet sich um den unteren Lauf des Strymon und des Wardar, der zum Golfe von Saloniki fließt, in der alten Landschaft Mazedonien aus; vom Pindus, Pelion und Othrys wird die Thessalische Ebene eingeschlossen mit dem Peneus, der zwischen Olymp und Ossa in dem im Altertum hochberühmten Tale Tempe zum Ägäischen Meere durchbricht; im Peloponnes ist endlich im Süden die Ebene des Euro-tas, im Westen die, des Alpheus bemerkenswert.
Klima und Produkte der Halbinsel gleichen denen der übrigen Mittelmeerländer, nur ist der Anbau des Landes unter der Türkenherrschaft arg vernachlässigt.
Die Bevölkerung der Halbinsel ist sehr bunt gemischt, es wohnen hier Türken und Magyaren, Rumänen, die zu den romanischen Völkern zu rechnen sind, Serben und Bulgaren, die zum slawischen Stamme gehören, Griechen, die mit fremden Volkselementen vielfach gemischten Nachkommen der Hellenen, und Albanesen, welche von den alten Illyriern abstammen. [Diercke,
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Afrika.
Afrika in physischer Beziehung.
Afrika, der heißeste und der abgeschlossenste Erdteil, ist § 63. nur mit Asien im Nordosten durch die Landenge von /Sues (§ 51) verbunden. Es erstreckt sich von Kap Verde (17° westl. Länge) im Westen über 68 Längengrade bis Kap G-uardafui (51° östl. L.) im Osten in einer Ausdehnung von 7700 km, und von Kap Blanco (370 nördl. Br.) im Norden bis zum Nadel-kap (Kap Agulhas) (35° südl. Br.) im Süden in einer Ausdehnung von 8000 km. Sein Flächeninhalt beträgt etwa 30 Mill. qkm mit einer Einwohnerzahl von etwa 160 Mill. Menschen. Diese gehören im nördlichen Teile zur kaukasischen Rasse, es sind Semiten: Araber, Abessinier; Hamiten: Berber, Mauren, Fellachen, Kopten, Tuareg, Galla und Somali; in Mittel- und Südafrika zur Negerrasse, so die Fellata (Fulbe) und Bantuvölker, die Niam-Niam und Massai; dazu kommen als besondere Stämme die Hottentotten und Buschmänner im äußersten Süden. [Vergl. Diercke, Völkerkarte.]
Das Christentum hat in Afrika nur geringe Fortschritte gemacht, doch ist darin eine Besserung eingetreten, seitdem europäischer Einfluß sich mehr und mehr geltend/macht; die Volksstämme der kaukasischen Rasse sind größtenteils strenggläubige Mohammedaner, die Neger noch fast durchweg Fetischanbeter. [Vergl. Diercke, Keligionskarte.]
Afrika wird ziemlich in der Mitte vom Äquator durchschnitten, so daß mehr als drei Viertel des Erdteils in der Tropenzone liegen. Das Klima ist in diesem breiten Gürtel überall ein sehr heißes, und da hier auch reichlich Regen fällt, so strotzt die Vegetation in tropischer Fülle und Üppigkeit. Dichte Waldungen, durch deren Laubdach kaum die Sonnenstrahlen dringen, mit nur schmalen gangbaren Pfaden, undurchdringliche Dickichte von Bäumen und Sträuchern, vorzugsweise aus dem Geschlecht der Akazien, die mit starken Dornen bewehrt sind, und ausgedehnte Steppen übermannshohen Grases wechseln miteinander ab. Besonders auffallend sind die riesig dicken Affenbrotbäume oder Baobabs, die hier ihre Heimat haben, ferner sehr schöne und charakteristische Palmenarten, besonders Schirm- und Ölpalmen.
In den Wäldern finden sich herdenweise die großohrigen afrikanischen Elefanten, die man nicht mehr wie im Altertum zu zähmen versteht, und in kleinen Rudeln zweihörnige Rhinozerosse; auch leben hier die menschenähnlichen Affen, der
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dem deutschen Staatenbunde ganz auszuscheiden, Preußen gründete aus den Staaten diesseit des Mains den Norddeutschen Bund und schloß mit den süddeutschen Staaten ein geheimes Schutz-und Trutzbündnis. Im Jahre 1870 vereinigten sich Nord- und Süddeutschland im ruhmvollen und siegreichen Kriege gegen Frankreich. Das deutsche Kaisertum wurde wiederhergestellt, indem König Wilhelm I. von Preußen sich am 18. Januar 1871 in Versailles zum Deutschen Kaiser proklamierte.
Die deutsche Kaiserkrone ist erblich mit der Königskrone von Preußen verbunden. Im Jahre 1888 folgte dem Kaiser Wilhelm I. sein Sohn als Kaiser Friedrich und schon nach neunundneunzig Tagen in demselben Jahre sein Enkel als Kaiser Wilhelm Ii., der noch jetzt die Regierung führt.
Der Kaiser steht an der Spitze des gesamten deutschen Kriegsheeres und der Marine, ihm steht die Vertretung des Reiches nach außen zu, dem Reich ist, mit Ausnahme von Bayern und Württemberg, das Post- und das Telegraphenwesen übertragen. Unter dem Kaiser leitet als oberster Beamter der Reichskanzler — der erste war bis 1890 Fürst Bismarck — die Geschäfte des Reiches; die Gesetzgebung wird von dem durch die Vertreter der deutschen Fürsten und Freien Städte gebildeten Bundesrat und dem vom Volke mittels des allgemeinen gleichen und direkten Wahlrechtes gewählten Reichstag ausgeübt.
Das Deutsche Reich besteht aus fünfundzwanzig Staaten und dem unmittelbaren Reichsland Elsaß-Lothringen; es hat etwa 540 500 qkm Bodenfläche und 58 Mill. Einwohner.
I. Das Königreich Preußen.
§ 99. Das Königreich Preußen liegt in einem großen zusammenhängenden Stücke größtenteils in der Norddeutschen Tiefebene, nur seine südlichen und besonders westlichen Gebiete greifen in das Mitteldeutsche Gebirgsland ein; es umfaßt 350 000 qkm Bodenfläche mit 34 Mill. Einwohnern, von denen etwa zwei Drittel evangelisch, ein Drittel katholisch und etwa 400000 Juden sind. Die weitaus überwiegende Mehrzahl seiner Bewohner ist deutschen Stammes, außerdem gibt es Polen (etwa 2 Va Mill.) in Posen, Schlesien und Preußen; Wenden in Brandenburg und Schlesien; Kassuben in Westpreußen und Hinterpommern; Litauer in Ostpreußen; Dänen in Nordschleswig; Franzosen und Wtallonen in den Rheinlanden. [Vergl. Diercke, Religions- und Völkerkarte des Deutschen Reiches.]
Erwachsen ist der preußische Staat aus dem Kurfürstentum Brandenburg, das seit 1415 unter der Führung der Fürsten
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Extrahierte Personennamen: König_Wilhelm_I._von_Preußen Wilhelm_I. Wilhelm_I. Friedrich Friedrich Wilhelm Diercke
Pensum für Quarta.
Europa.
Europa in physischer Beziehung.
Europa liegt fast ganz in (1er nördlichen gemäßigten Zone, nur der äußerste Norden greift in die Polarzone über. Dei nördlichste Punkt ist das Nordkap unter 71" nördl. Br , der südlichste die Punta Marroqui bei Tarifa unter 36 0 nordl. Br., Europa dehnt sich also über 35 Breitengrade aus; am weitesten nach Westen springt Kap da Roca bis über 9° westl. L. vor, im Osten hängt der Erdteil in breiter Front mit Asien zusammen. Hier bildet etwa der Go. Meridian die Grenze, so daß Europa sich über 70 Längengrade erstreckt. Die größte Längenachse liegt in der Richtung von Südwest nach Nordost, von der Punta Marroqui bis zur Küste des Nördlichen Eismeeres, m einer Ausdehnung von 5600 km, die größte Breitenachse erstreckt sich von Nord nach Süd, vom Nordkap bis Kap Matapan, in einei
Ausdehnung von 3900 km. .
Bei einer sehr reichen Gliederung an Inseln und Halbinseln hat Europa einen Flächeninhalt von 10 Mill. qkm mit einer Bevölkerung von mehr als 390 Mill. Von diesen gehören die Finnen und Lappen im äußersten Norden, die Magyaren und die Türken oder Osmanen im Südosten des Erdteils zur mongolischen, die übrigen zur kaukasischen Rasse; letztere spaltet sich in die drei Stämme der Romanen (100 Mill.) im Süden und Westen, der Germanen (100 Mill.) in der Mitte und nn Norden und der Slawen (120 Mill.) im Osten und Sudosten.
fvergl. Diercke, Schulatlas, Völkerkarte.]
Mit Ausnahme der Türken, der über den ganzen krdtei zerstreuten Juden und einiger heidnischer Stamme im ho len Norden sind die Bewohner Europas Christen, und zwar bekennen
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Extrahierte Personennamen: Punta_Marroqui Diercke
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europa Europa Tarifa Europa Asien Europa Nordost Nördlichen_Eismeeres Nord Nordkap Europa Europas
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die durch Hautfarbe, Haarbildung, Kopf und Körpergestaltung sich unterscheiden. Diese sind:
I. Die weiße, kaukasische oder mittelländische Rasse (800 Mill.); sie spaltet sich in a) Indoeuropäer in Europa und ’S orderasien, b) Semiten in Südwestasien und Nordostafrika, c) Hamiten in Nordafrika, und ist gegenwärtig durch Auswanderung über alle Erdteile verbreitet.
Ii. Die mongolische Rasse (800 Mill.) in Nord- und Ostasien und im nördlichsten Teile von Europa.
Iii. Die malaiische Rasse (45 Mill.) in Südostasien und auf einem großen Teil der Inseln des Indischen und des Großen Ozeans.
Iy. Die Negerrasse (120 Mill.) in Mittel- und Südafrika und, ursprünglich als Sklaven hinübergebracht, in Amerika; ihnen stehen die Hottentotten in Südafrika, die Australier in Australien und die Papuas der benachbarten Inseln nahe.
Y. Die amerikanische oder indianische Rasse (35 Mill.), die Ureinwohner in Nord- und Südamerika.
Zu diesen Hauptrassen kommen noch als Restvölker
1) Die Papuas auf Neu-Guinea,
2) Die Australneger auf dem australischen Festland,
3) Die Hottentotten und Buschmänner im Süden Afrikas,
4) Die Pescherähs auf Feuerland.
An einen Gott glauben die Monotheisten, nämlich die Christen (550 Mill.), die Juden (10 Mill.) und die Mohammedaner (2.30 Mill.); an mehrere Götter die Polytheisten (Heiden); zu ihnen gehören die Bekenner der Religion des Brahma (210 Mill.) und Buddha (170 Mill.) im südlichen und östlichen Asien, und die Fetischanbeter oder Götzendiener der meisten mongolischen Stämme, der „Neger und Indianer.
Bildliche Darstellung der Erdoberfläche.
9. Um eine vollkommene Übersicht über die Erdoberfläche zu gewinnen, bildet man die Erdkugel im kleinen als Globus nach. Auf einer mit Papier überzogenen Holzkugel von passender Größe zeichnet man zuerst das Netz der Langen- und Breitenkreise, danach trägt man die Umrisse der Länder und Meere, die Gebirge, Seen und Flüsse, die Grenzen der einzelnen Staaten und ihre Städte ein und erhält so ein getreues Abbild der Erdoberfläche in verkleinertem Maßstabe. Von jedem Orte auf derselben kann man Länge und Breite ablesen und, wenn umgekehrt diese bekannt sind, die Lage desselben auffinden.
Will man einen kleinen Teil der Erdoberfläche, z. B. ein bestimmtes Gelände, ein einzelnes Gebirge in bedeutend größerem
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sich zur römisch-katholischen Kirche vorzugsweise die romanischen, zur protestantischen die germanischen und zur griechisch-orthodoxen die Mehrzahl der slawischen Stämme. [Vergl. Diercke, Religionskarte.]
Fast in ganz Europa erlaubt ein gemäßigtes Klima, das aber, je weiter man nach Osten kommt, um so größere Gegensätze zwischen Sommerhitze und Winterkälte zeigt, den Ackerbau, der die Grundlage seiner Kultur bildet. Im Süden gewinnt man Reis und Mais, hier kultiviert man den Olbaum, den Feigenbaum und die verschiedenen Arten der Orangen, die Kastanienbäume liefern die süßen Maronen und die Rebe einen feurigen Wein; in der Mitte des Erdteils bis weit nach Norden hinauf gedeihen Roggen, Weizen, Gerste, Hafer, Kartoffeln, Gemüsepflanzen aller Art und in vielen Landschaften vortreffliches Obst und ein milder, edler Wein.
Mit dem Ackerbau ist die Viehzucht eng verknüpft, die durchweg auf einer sehr hohen Stufe steht; und in Bezug auf Industrie und Handel, Wissenschaft und Kunst nimmt unser Erdteil die erste Stelle ein.
Die landschaftlichen Bilder, welche sich uns darbieten, wechseln, wie sich das bei der bedeutenden Ausdehnung Europas von Süd nach Nord erwarten läßt. Während in den südlichen Gebieten, die im allgemeinen einen regenarmen heißen Sommer und einen regenreichen Herbst und milden Winter haben, immergrüne Baumbestände den landschaftlichen Charakter bestimmen, folgen weiter nordwärts ausgedehnte Wälder mit periodisch fallendem Laub, zwischen denen sich breite Ackerfluren und saftige Wiesenflächen ausdehnen; ihnen schließen sich weiter reiche Nadelholzwaldungen an; im höchsten Norden verschwinden auch diese und machen der Tundra Platz, einer eintönigen, mit Moosen und Flechten, darunter der Renntierflechte, bedeckten Ebene, die nur im Sommer oberflächlich auftaut; im Slidosten endlich breiten sich weite baumlose Grassteppen aus. [Diercke, Karte der Vegetationsgebiete.]
Europa wird im Osten durch das Ural- und im Südosten § 24. du ich das Kaukasusgebirge von Asien geschieden, sonst wird es rings vom Meere umgrenzt. Im Norden liegt das Nördliche Eismeer, das im Weißen Meer zwischen den Halbinseln Kola und Kanin nach Süden zu einschneidet; zu demselben gehören hoch im Norden die Inselgruppen Spitzbergen und Franz-Josef-Land.
Im Westen wird Europa vom Atlantischen Ozean bespült* leile desselben sind die Nord- und die Ostsee, welche durch die Halbinsel Jütland voneinander geschieden und durch das Skager-Rak, Kattegat und den Sund miteinander verbunden sind. Von der Ostsee zweigen sich weiter drei große Buchten
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Extrahierte Personennamen: Diercke
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europas Nord Europa Ural- Asien Spitzbergen Europa Atlantischen_Ozean Ostsee
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umbiegt, um schließlich an der Südgrenze Ungarns wieder in die östliche Richtung überzugehen; durch das Eiserne Tor, eine Stromenge bei Alt-Orsova zwischen Transsilvanischen Alpen und Balkan, tritt sie in die Walachische Tiefebene über.
Nebenflüsse der Donau sind rechts: die Traun aus den Seen des Salzkammergutes, die Enns, Leitha, Raab, die Drau durch das langgestreckte Pustertal mit der Mur, die Save (Sau) vom Terglou mit der Kulpa, Bosna und Drina von Süden her; links: die March mit Thaya durch Mähren, Waag und Gran aus dem Ungarischen Berglande, die Theiß, der Hauptfluß Ungarns, mit der Maros aus Siebenbürgen, aus welchem schließlich noch die Aluta kommt, die im tiefen Einschnitt des Roten Turmpasses durch die Transsilvanischen Alpen bricht.
Nahe der Donau liegt in der Oberungarischen Tiefebene der fast ausgetrocknete Neusiedler-, in der Niederungarischen der Plattensee.
Böhmen gehört der Oberlauf der Elbe an, die, am Riesengebirge entspringend, in großem Bogen durch den nordöstlichen Teil des Landes zieht; sie erhält rechts vom Isergebirge her die Iser, links den Hauptfluß Böhmens, die Moldau, vom Böhmerwald und die Eger vom Fichtelgebirge.
[Gib nunmehr vollständig das Flußsystem der Elbe an!
(§ 13).]
Im westlichen Teile der Monarchie, dem Tiroler Gebirgs-lande, liegt der Oberlauf der Etsch, die vom Brenner her die Eisack erhält; sie mündet in das Adriatische Meer.
Österreich-Ungarn hat reichen Korn- und Obstbau; an den südlichen Abhängen der Gebirge wächst fast überall vortrefflicher Wein, im Inneren bergen diese reiche mineralische Schätze, namentlich an Metallen und Salz; die Viehzucht steht durchweg auf hoher Stufe, Ungarn ist besonders-durch seine Pferdezucht berühmt.
Die Bewohner des Kaiserstaates bilden ein buntes Völkergemisch; in der westlichen Hälfte sitzen vorwiegend Deutsche (10 Mill.), im nördlichen und südlichen Flügel Slawen (17 Mill.), in Ungarn Magyaren (8 Mill.), die zu dem finnischen Stamme der mongolenartigen Völker gehören; in Siebenbürgen viel Rumänen; Juden und Zigeuner sind über das ganze Land zerstreut. [Vergl. Diereke, Völkerkarte.] Die Mehrzahl der Bewohner bekennt sich zur römisch-katholischen Kirche, nicht unerhebliche Bruchteile sind protestantisch oder griechisch-orthodox. [Diereke,
Keligionskarte.]
Ums Jahr 800 wurde um Donau und Enns als Schutzwehr gegen Einbrüche von Osten her die Ostmark, ein Grenzland des bayrischen Herzogtums, gegründet; ihre Markgrafen wurden
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Extrahierte Personennamen: Raab
Extrahierte Ortsnamen: Ungarns Alt-Orsova Balkan Donau Leitha Bosna Ungarischen_Berglande Ungarns Donau Oberungarischen Niederungarischen Böhmerwald Eger Ungarn Ungarn Siebenbürgen Donau Ostmark